Mein erster Blogpost liegt mir besonders am Herzen, da ich über die Stadt schreiben werde, die mich bereits bei meinem ersten Besuch vor sieben Jahren in ihren mystischen Bann gezogen hat: Marrakesch- die Perle des Südens!
Oft wurde ich gefragt, was diese Stadt ausmacht und warum ich mich ihr so verbunden fühle.
Sollte man mich bei meinen Erzählungen sehen können, sieht man ein Leuchten und eine Sehnsucht in meinen Augen, welche ich sonst nur habe, wenn ich fremden Personen über meine Familie und engsten Freunde berichte.
Als ich vor sieben Jahren in den roten Abendstunden in Marrakesch landete, wehte der Wind vom Atlas Gebirge herunter in die Medina- dort wo die Hitze des Tages langsam vertrieben wurde und überging in ein buntes Treiben.
Lässt man sich in dem gewaltigen und farbenfrohen Labyrinth aus Arabesken, zwischen Marktschreiern, Schlangenbeschwörern, Geschichtenerzählern aus 1000 und einer Nacht, den zig Garküchen auf dem Djemaa el Fna, den vielen Geräuschen und Gerüchen treiben, spürt man, dass Marrakesch ein magischer Ort ist, der Sehnsüchte weckt.
Genauso erging es auch Yves Saint Laurent im Jahre 1966, als er Marrakesch, zusammen mit seinem Lebensgefährten Pierre Bergé, als kreativen Rückzugsort wählte.
Laurent sagte, dass er vor seinem ersten Besuch in Marrakesch nur Schwarz und Weiß kannte.
Es seien die Souks in Marrakesch, in denen er die Farben entdeckt habe, sagte er später einmal.
In Paris war der Modeschöpfer bereits verehrt und geschätzt- nicht so in Marrakesch.
Die rote Stadt war damals noch eine unberührte Stadt, frei von Touristenhotels, Golfplätzen und Paparazzi.
Ideal für Saint Laurent seine Prominenz abzulegen und sich als homosexueller Freigeist Inspirationen unter der Sonne Nordafrikas zu schaffen.
1980 kauften Pierre Bergé und Yves Saint Laurent den Garten des verstorben Malers Jacques Majorelle, den sie liebevoll restaurierten und neu bepflanzten um ihn vor dem Verfall zu retten.
Das Hauptaugenmerk des Gartens liegt auf dem Majorelle-typischen, leuchtend blauen Haus mit seinen vielen unterschiedlichen Farben und Ornamenten und der wunderschönen Pflanzenpracht. Hier war für Saint Laurent eine kreative Oase und gleichzeitig auch das ideale Refugium geschaffen, um die geliebte Pariser Boheme ungestört weiter zu leben.
Nicht umsonst waren Mick Jagger, dessen Freundin Marianne Faithfull und das milliardenschwere Ehepaar John und Talitha Getty gerne gesehen Gäste Saint Laurents, mit denen sie wilde Parties und Drogenexzesse feierten und Marrakesch somit zu einem Epizentrum der Jetset-Hippie- Bourgeoisie machten.
Talitha Getty, die im Jahre 1971 an einer Überdosis Heroin starb, galt als Laurents Muse und prägte die damalige Modewelt ungemein. Sie verkörperte die Flower Bewegung- ihr Kleidungsstil bestach durch eine Kombination aus balinesischen Tüchern, marrokanischen Gewändern und Luxusmarken, wie eben auch Yves Saint Laurent. Die ehemalige Chefdesignerin aus dem Hause Céline bezeichnete Gettys Stil als Couture Chique der Souks.
Nun hat Marrakesch dem 2008 verstorbenen Modedesigner ein eigenes Museum, in der nach ihm benannten Rue Yves Saint Laurent, gewidmet.
Direkt neben dem Jardin Majorelle prangt nun das Musée Yves Saint Laurent Marrakesch (kurz mYSLm) mit circa 4000 Quadratmetern Grundfläche. Architektonisch ist das Gebäude ein gelungener Mix aus Tradition und Moderne, zwei Komponenten, die der Haute Couture Künstler gerne miteinander verknüpfte.
Durch das Spiel aus Farbe und Licht greift es den Ursprung der Stadt Marrakesch auf und erinnert an die Riads der Medina und die vielen Minarette, die die Stadt zieren.
Das Museum wird auch als eine Art Kulturzentrum bezeichnet und umfasst einen Konzertsaal, ein Café, eine Bibliothek und Boutique, sowie den ‚Salle YSL‘, der die ständige Sammlung des Modeschöpfers zeigt. Der schwarze Salle YSL erinnert an eine Blackbox, in der die mehr als 50 Couture Kleider Saint Laurents ihre volle Geltung erhalten.
Die Ausstellung zeigt Werke wie zum Beispiel die ‚Robe Mondrian‘ und ‚Le Smoking‘.
Bei meinem letzten Besuch im November 2017 hatte ich das Glück die Wechselausstellung und somit die Werke des Malers Jacques Majorelle zu bestaunen.
Der Besuch in diesem wunderbaren Museum lässt einen spüren, dass Saint Laurent der unbeschreiblichen Magie Marrakeschs Großteile seines Lebenswerks zu verdanken hat.
À la prochaine Marrakesch!